Foucaultsches Pendel
Es waren die Morgenstunden des 3. Januar 1851, als Jean Bernard Léon Foucault als erster Mensch — ohne in den Himmel zu schauen — beobachtete, dass die Erde sich dreht. Der 32–jährige französische Experimentalphysiker beobachtete im Keller seines Pariser Hauses die Schwingungen eines zwei Meter langen Fadenpendels. Viele Monate hatte er experimentiert, um dieses Pendel so aufzuhängen, dass es sich nahezu reibungsfrei bewegen konnte. Und so stellte er fest, dass sich die Schwingungsebene des Pendels (also die Ebene, in der das Pendel schwingt) gegenüber dem Boden des Kellers scheinbar drehte, um 11 Bogengrad pro Stunde. Es war die Geburtsstunde des ersten terrestrischen Experiments, das die Drehung der Erde nachwies ohne „einen Blick an den Himmel“. Da eine äußere auf das Pendel wirkende Kraft auszuschließen war, war es also nicht das Pendel, sondern der Boden des Kellers (also die Erde), der seine Richtung änderte.
Später führte Foucault den Versuch in der Pariser Sternwarte mit einem 12 Meter langen Pendel vor und anschließend (ab 31. März 1851 jeden Donnerstag) im Pariser Panthéon, der französischen Ruhmeshalle mit den Gräbern berühmter Wissenschaftler, Künstler und Staatsmänner, mit einem 67 Meter langen Pendel und einem 29 kg schweren Pendelkörper. Den berühmten italienischen Schriftsteller Umberto Eco inspirierte dieses Pendel zu seinem weltberühmten Roman „Das Foucaultsche Pendel“.
Es ist also klar: Die Schwingungsebene des Foucaultschen Pendels dreht sich nur scheinbar. Tatsächlich hält sie ihre Richtung bei, während man auf der Erdkugel das Pendel umkreist. Dieses Phänomen ist z.B. durch folgendes gedankliches Experiment nachvollziehbar, wenn man sich das Pendel am Nordpol aufgehängt vorstellt. Hier schwingt das Pendel stets in die gleiche Richtung, während ein Beobachter auf der rotierenden Erde sich an einem Tag unter ihm einmal im Kreis bewegt. Die Schwingungsrichtung verändert sich folglich um 15 Grad pro Stunde. In Richtung Äquator verringert sich die stündliche Abweichung (hier in Dresden — etwa auf dem 51. Breitengrad 11,7 Grad pro Stunde). Am Äquator dreht sich die Schwingungsachse des Foucaultschen Pendels überhaupt nicht!
Nachfolgend die technischen Daten und Details des Foucaultschen Pendels im ERLEBNISLAND MATHEMATIK:
- Geographische Breite: ()
- Aufgestellt sind 71 Steine, um die Drehung zu veranschaulichen.
- Pendelkörper: Kugellagerkugel , Durchmesser , Masse ca. .
- Pendelseil: Dyneemad .
- Seillänge .
- Schwingungsdauer des Pendels: , mit Erdbeschleunigung .
- Lagerung: Nadellager, kardanisch.
Aufgebaut wurde das Foucaultsche Pendel im ERLEBNISLAND MATHEMATIK mit freundlicher Unterstützung des Dresdner Max-Planck-Instituts für chemische Physik fester Stoffe in einem alten Fahrstuhlschacht von der 3. Etage der Technischen Sammlungen bis in die 9. Etage im hohen Ernemannturm.