Wackelstein
Dieser auf den ersten Blick recht unscheinbare Stein hat die Menschen schon vor hunderten von Jahren fasziniert. Man fand ihn meist in Flussbetten oder am Meer als rundgewaschenen ellipsoiden Körper, der von außen zwar symmetrisch aussieht, aber im Inneren eine inhomogene — also nicht gleichmäßige — Massenverteilung besitzt. Um das merkwürdige Verhalten dieses Steins nachbilden zu können, bedarf es übrigens keiner großen Anstrengungen. Wenn Du zu Hause einen alten Löffel hast, den Du nicht mehr benötigst, kannst Du den Griff über die Kelle biegen, so dass er auf der runden Unterseite balanciert. Je nachdem über welche Seite er mehr ragt, ergibt sich eine Vorzugsdrehrichtung. Bringst Du jetzt den Löffel auf einer ebenen Unterlage zum Drehen, wirst Du sehen, dass er in der bevorzugten Drehrichtung einfach langsam durch die Reibung zum Stehen kommt. In der anderen Richtung jedoch nimmt die Drehgeschwindigkeit schneller ab und die Energie der Rotation führt zu einer Schaukelbewegung. Diese Schaukelbewegung wandelt sich wiederum in eine Drehbewegung und zwar in die entgegengesetzte Richtung! Der Löffel hat also von selbst seinen Drehimpuls umgekehrt. Keltische Wahrsager haben diesen scheinbaren Eigensinn genutzt, um Entscheidungen zu treffen oder um den Willen der Götter zu interpretieren. Ob dies aus Ignoranz oder mit Hintergedanken geschah, ist für uns nicht unmittelbar nachvollziehbar, denn je nachdem, wie man die Frage stellt, gibt einem der Stein natürlich immer die Antwort, die man gerne haben möchte. Dass sich aber dahinter kein höherer Wille oder eine kosmische Macht verbirgt, werden wir im Folgenden sehen.